Brave New WorkVon: Aaron Dignan
Altlasten ade
Im Verlauf des Buches erinnerten mich die Beispiele für mutiges neues Arbeiten deutlich an „Reinventing Organizations“ von Frederick Laloux: Favi, Burtzoorg, Morning Star. Und doch wählt Aaron Dignan einen anderen Ansatz, um zu erklären, was in vielen Unternehmen heute noch suboptimal läuft.
Sebastian Luge
Berater
Sebastian Luges besonderes Interesse gilt der Gestaltung von Kommunikations- und Dialogmaßnahmen rund um Change-Themen.
KONTAKTJedes Unternehmen, unabhängig davon wie alt es ist, hat etablierte Prinzipien der Zusammenarbeit, Normen und Werte. Diese entstehen aus dem, was über die Zeit im Unternehmen als richtig und wichtig erachtet wird.
Sie werden durch die Menschen, die in der Organisation zusammenarbeiten, mitgebracht und manifestieren sich mit der Zeit. Sie etablieren sich sogar so stark, dass sie fortbestehen, auch wenn sie dysfunktional oder sogar schädlich für den Unternehmenserfolg sind: künstliche Hierarchien, Bürokratie und viele weitere Prozedere, die bei genauem Hinsehen keinen Sinn machen. Dazu gehören überbordende Meetings genauso wie die Annahme, dass Manager denken und Mitarbeiter machen. In der dynamischen und komplexen Welt von heute haben viele dieser Ansätze ausgedient und sollten durch wirkungsvollere Praktiken und Prinzipien ersetzt werden. Dignan spricht bei solchen, mit Altlasten überfüllten, Betriebsmodellen von „Legacy Operating Systems“.
Ein Ansatz, um Unternehmen zur Wende zu verhelfen: Der „Loop-Approach“: Spannungen identifizieren, Vorschläge machen und experimentieren, ob die gewünschte Wirkung eintritt. Das wird so lange wiederholt, bis der Effekt der richtige ist. Zu viele Leute fühlen sich nicht gehört in Meetings? Wie wäre es mit einer Check-In-Runde an Anfang der Besprechung? Wirkt? Wunderbar. Wirk nicht? Was ist die nächste Idee, die wir ausprobieren können?
Auf diese Weise können sich Organisationen aus sich heraus weiterentwickeln. Und das ganz ohne riesige Change-Projekte oder übergestülpte Rahmenwerke für Zusammenarbeit.
Was mir besonders gefallen hat
Beispiele für Altlasten, bei denen man nur mit dem Kopf schütteln kann (Spoiler: weil man sie kennt)
Ich empfehle das Buch an
- Manager und Führungskräfte über 35*
- Vorständen und Aufsichtsräten
- Mutige Gewerkschaftler und Betriebsräte
- Neu-, Quer- und Andersdenker in Punkto New Work
- Studenten jeglicher Fachrichtungen auf dem Weg in die Arbeitswelt
*Ich selbst bin 36 Jahre alt und setze die Altersgrenze aus gutem Grund. Ich habe mich in meinem BWL Studium noch vorrangig mit den Managementansätzen beschäftigen dürfen, die ich heute zu den „Altlasten“ zählen.
tl;dr
Wenn in den Fluren Ihres Unternehmens noch Ölgemälde von Frederick Winslow Taylor hängen, ersetzen Sie diese.