Cynefin Framework
Die Landkarte für Changer und Manager
Eine meiner liebsten Karten in Change Prozessen ist das Cynefin-Framework mit seinen 4 Feldern. Es hilft mir, zu Beginn und im Laufe des Prozesses die anstehenden Veränderungen zu verorten. Dave Snowden hat das Framework 1999 entwickelt, um Typologien von (System-)Kontexten abzubilden, die Hinweise auf mögliche Vorgehensweisen und Lösungsansätze bieten. Das Framework speist sich u.a. aus der Theorie komplexer adaptiver Systeme und deren Umgang mit An- bzw. Herausforderungen.
Christiane Schneider
Partnerin
Mit Charisma und ihrer Kompetenz gestaltet Christiane Schneider Handlungsräume für Innovation und Transformation.
KONTAKTFrüher als Kind war ich sehr stolz, wenn mir beim familiären Wanderurlaub die Wanderkarte im Messtischblatt-Format (4 cm entsprachen 1 km in der Natur) anvertraut wurde und es meine Aufgabe war zu sagen, wo’s langgeht. Heute, wenn mir ein Unternehmen sein Veränderungsprojekt anvertraut, nehme ich immer noch gerne Karten zur Hand, um mich und meinen Kunden zu orientieren und auszurichten.
Die 4 Quadranten des Cynefin-Frameworks: Einfach, kompliziert, komplex, chaotisch
Das Framework unterscheidet 4 Arten von Systemen: einfache (simple), komplizierte, komplexe und chaotische. Je nachdem auf welche „Gemengelage“ ich beim Kunden mit seinem Veränderungsanliegen treffe, prüfe ich, welcher Systemkontext wo in der Organisation wie durch die Veränderung tangiert wird und welches Vorgehen demnach sinnvoll erscheint. Die Einführung eines neuen Intranets mag dem Laien einfach erscheinen („Das wird programmiert und dann freigeschaltet.“), dem Experten kompliziert („Wir müssen auch die Datenbanken des Altsystems integrieren.“) und spätestens bei der notwendigen Veränderung des Nutzungsverhaltens der Mitarbeiter wird es komplex, denn jeder hat ja so seine Eigenarten im Umgang mit den neuen Medien.
Das Gute an Cynefin ist, dass, wenn wir uns mittels Hypothesen verständigt haben, womit wir es zu tun haben, es eine „best practice“ bzw. mehrere „good practices“ gibt, die wir aufspüren und nutzen können, oder die Entwicklung von „emergent practices“ bzw. „novel practices“ wird erforderlich. Alleine diese Erkenntnis hilft, um Interventionen im Change klug zu entwickeln und aufzusetzen. Denn jeder Changer und Manager weiß, dass es für alle Beteiligten sehr anstrengend werden kann, wenn man versucht, ein kompliziertes Thema mit einer komplexen Lösung zu beglücken oder ein komplexes Thema mit komplizierten Lösungen.
Cynefin in der aktuellen Situation
Besonders in der aktuellen Gemengelage rund um COVID-19 mit seinen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft hilft Cynefin bei der Verortung von Aufgaben und Herausforderungen, mit denen Organisationen sich gerade auseinandersetzen. Das wohl prominentes Beispiel hierfür ist das Home Office. Für alle technischen Fragen gibt es manche best und viele good practices; für die massive Integration von so vielen Home Offices auf einmal ins Tagesgeschäft gab es nichts. Diese practices emergieren gerade und hier haben Organisationen, wenn sie diese bewusst reflektieren, die Möglichkeit für sich neue good oder sogar best practices zu identifizieren. Wir können Sie dazu nur ermuntern und stehen Ihnen gerne mit entsprechenden Reflektionsformaten beim Auffinden und Benennen dieser practices zur Seite.