Die ungebrochene Begeisterung für das Framework Objectives & Key Results
…oder von Elefanten, die zum Mond fliegen

EIN ARTIKEL VON JOHANNES BURR

Die Begeisterung für das Framework Objectives and Key Results (OKR) ist in der heutigen Arbeitswelt ähnlich ungebrochen wie die Faszination für die Luft- und Raumfahrt in Kinderzimmern. OKR bietet Unternehmen eine hervorragende Möglichkeit, klar definierte Ziele zu setzen, die Leistung messbar zu machen und die Anpassung an sich ändernde Geschäftsbedingungen zu erleichtern. In diesem Artikel betrachtet Johannes Burr die OKR-Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln.

OKR: Wenn die Faszination für die Raumfahrt auf die Arbeitswelt trifft

Vor ein paar Tagen habe ich gemeinsam mit meiner Tochter (7) und meinem Sohn (5) auf dem heimischen Sofa über die ARD Mediathek einen wunderbaren Beitrag von Der Sendung mit der Maus genossen. Dabei gab der deutsche Wissenschaftler und Astronaut Alexander Gerst (twitter @Astro_Alex) auf großartige Art und Weise einen faszinierenden Einblick in seine Arbeitsumgebung im Weltall. Und als Alexander Gerst in dem Beitrag auch noch in der Schwerelosigkeit purzelbaumschlagend Zähne putzte und im Verlauf des Beitrages sogar noch die Plüschtierversionen von Maus und Elefant schwerelos durch die ISS schweben lies, da sah ich leuchtende Kinderaugen neben mir.

Papa, können Elefanten zum Mond fliegen?

ARD steht für Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland.

ISS steht für International Space Station.

Und OKR steht für Objectives and Key Results und ist ein Framework zur Zielsetzung, welches sich im Kern als Priorisierungs-, Kommunikations- und Lerninstrument beschreiben lässt. Die Begeisterung für dieses Instrument der Team- und Organisationsentwicklung scheint in unserer heutigen Arbeitswelt ähnlich ungebrochen, wie die Faszination für die Luft- und Raumfahrt in Kinderzimmern. Insgesamt bietet OKR Unternehmen eine hervorragende Möglichkeit, klar definierte Ziele zu setzen, die sich auf die strategischen Prioritäten des Unternehmens zu konzentrieren, die Leistung messbar zu machen und die Anpassung an sich ändernde Geschäftsbedingungen zu erleichtern.

All diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass OKR in den letzten Jahren zu einem wichtigen Tool für Unternehmen geworden ist und wir erleben eine ungebrochene Begeisterung gegenüber der Methodik.

Für uns von cidpartners Anlass dafür, die Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und mittels einer Sammlung von Podcasts, Whitepaper sowie inspirierenden weiterführenden Links und Quellen zu beleuchten.

Effektive OKR Drafting Sessions moderieren: Erfolgsprinzipien laut Whitepaper von Sebastian Luge

Unsere Kollege Sebastian Luge nennt in seinem sehr lesenswerten Whitepaper „Gelungene OKR Drafting Sessions Moderieren“ die entscheidenden Prinzipien, die fest in dem Framework integriert sind und zu dessen Erfolg beitragen:

OKR bietet eine Möglichkeit, die Ziele des Unternehmens auf eine transparente und zugängliche Weise zu kommunizieren. Jede/r im Unternehmen kann sehen, welche Ziele das Unternehmen hat und wie sich diese Ziele auf ihre eigene Arbeit auswirken. Dies kann dazu beitragen, dass Mitarbeiter:innen sich stärker mit den Zielen des Unternehmens identifizieren und motivierter sind, daran zu arbeiten.

Selbstorganisation und Agile Denkweise: Warum OKR auf Ergebnis-Orientierung setzt

OKR unterstützt das Prinzip der Selbstorganisation, indem es den Fokus auf die Festlegung von klaren Zielen und den damit verbundenen Ergebnissen legt, die benötigt werden, um diese Ziele zu erreichen. Dies gibt den Teams und Einzelpersonen eine klare Richtung, was es zu erreichen gilt um erfolgreich zu sein, während gleichzeitig ihre Autonomie bei der Umsetzung der Ziele gewahrt bleibt. Das Element der Selbstorganisation erfährt dabei, durch die Einbindung der Mitarbeiter:innen, in den Prozess der Zielsetzung zusätzlich Elemente der Partizipation.

Indem man sich auf das Ergebnis und die Wirkung konzentriert, statt nur auf den Aufwand oder die Aktivitäten, die zur Erreichung des Ziels erforderlich sind, wird sichergestellt, dass man sich auf die wichtigsten und erfolgskritischen Ergebnisse fokussiert. Dieses Prinzip der Outcome-Orientierung lenkt den Fokus und die Energie auf die konkreten Ergebnisse, die man erzielen möchte.

OKR ist ein agiles Framework, das sich schnell an sich ändernde Geschäftsbedingungen anpassen kann und fördert damit Agiles Denken. In einer zunehmend volatilen und unsicheren Geschäftswelt suchen Unternehmen nach Möglichkeiten, agiler zu werden und schneller auf Veränderungen zu reagieren. Durch die dem OKR-Prozess innewohnenden Elemente der Prozess- und Ergebnisrückschau etabliert dieser eine Haltung des kontinuierlichen Lernens innerhalb der Organisation.

Schließlich konzentrieren sich OKRs auf die Definition klarer und messbarer Ziele, die darauf abzielen, die strategischen Prioritäten des Unternehmens voranzutreiben. Dies kann dazu beitragen, dass Teams und Mitarbeiter:innen auf gemeinsame Ziele fokussiert bleiben und ihre Anstrengungen auf die wichtigsten Herausforderungen konzentrieren.

OKR vs. Strategie: Wie die OKR-Methodik Teams helfen kann, große Ziele in greifbare Schritte zu verwandeln

Die leuchtenden Augen meiner Kinder beim Schauen der Sendung mit der Maus Folge rund um das Thema Weltall haben mich aber auch direkt an einen weiteren Grundgedanken im Zusammenhang mit OKR denken lassen: Es sind die großen Ziele, die die zunächst undenkbar und unerreichbar scheinen, die – wenn sie inspirierend und visionär sind – die Motivation und die Träume in uns Menschen wecken. Der buchstäbliche „moonshot“ setzt, wenn man ihn mit angstfreier Leichtigkeit angehen darf, kreative Ideen und Energie frei.

Viel Freude hatte ich schließlich auch an dem gemeinsamen Podcastgespräch „OKR vs. Strategie“ mit meinem Kollegen Peter Tscherne, in dem wir uns über das Zusammenspiel von Strategie und OKRs ausgetauscht haben [Dieser Podcast steht ab dem 16.03.23 auf den üblichen Podcast-Plattformen zur Verfügung.]. Brauchen OKRs die Klarheit einer (gemeinschaftlich) erarbeiteten Strategie? Oder benötigt die Strategie für die operative Umsetzung eine Methodik wie OKRs? Ober bedarf es hier beiderlei?

Jack Weir (1928-2005), Public domain, via Wikimedia Commons
Jack Weir (1928-2005), Public domain, via Wikimedia Commons

Wie OKRs Teams dabei helfen können, herausfordernde Strategien umzusetzen

So oder so kann eine Strategie (oder erst recht eine große Vision) für Teams und Organisation aber auch ob ihrer schieren Größe frustrierend, weil erschlagend, wirken. Sie können zum bekannten „elephant in the room“ werden. Denn selbst wenn Purpose, Nordstern, Vision und Mission den Teams und Mitarbeiter:innen bekannt und bewusst sind. Selbst wenn sie diese Unternehmens- und Bereichsstrategien kennen. Selbst wenn das Verständnis für die Strategie und deren Umsetzung gegeben ist, fehlt oftmals die Verbindung zu dem eigenen operativen Tun. Teammitglieder wissen bisweilen kaum, wie ein erster Schritt und ein eigener Wertbeitrag aussehen kann. Hier entwickelt die OKR-Methodik besondere Wirksamkeit, indem sie Teams anhält, sich auf einen kürzeren Zeitraum (in der Regel ein Quartal) zu konzentrieren und hierfür konkretes Ziele und Schlüsselergebnisse erarbeiten lässt, die es dann zu erreichen gilt.

In meinem Podcastgespräch „OKR Praxis“ mit meinem Namensvetter und ausgewiesenen OKR Experten Johannes Müller betont dieser so treffend, dass die besondere Wirksamkeit der Methodik insbesondere darin liegt, dass die OKRs kurzfristig Feedback geben. OKRs zeigen die Richtung auf, indem sie klarstellen welcher Mehrwert in den nächsten drei bis sechs Monaten zu schaffen ist. Dies – so unterstreicht es Johannes in unserem Gespräch - wird in einem guten ergebnis- und mehrwertorientierten Key Result definiert.

Diese Etappenziele geben dann eine klare Richtung vor und indem der Fortschritt auf dem Weg zum Erreichen der Zwischenziele (und die Zuversicht der Zielerreichungen) fortlaufend messbar gemacht wird, wird das Gesamtvorhaben „verdaubar“. Frei nach dem Motto: „How to eat an elephant? Slize by slize!”

OKRs und auch Strategieentwicklung sollen Spaß machen und können tierisch Spaß machen

 

Mir gefiel die Leichtigkeit, mit der Peter in unserem Podcastgespräch meinte: „OKRs und auch Strategieentwicklung sollen Spaß machen und können tierisch Spaß machen.“

Ganz in diesem Sinne wünsche ich Spaß beim Hineinhören in die Podcasts und beim Lesen der zusammengestellten Materialien. Ich wünsche leuchtende Kinderaugen und große Freude, wenn ihr euch aufmacht mittels OKRs Elefanten zum Mond fliegen zulassen.

Liebe Grüße

Euer Johannes