Stabilität durch Fluktuation Ist bei Ihnen alles im Fluss?
Selbstorganisation findet nicht zufällig statt, sie folgt bestimmten Mustern. Dass Stabilität das Ergebnis permanenten Austausches ist, ist eines dieser Muster. Insbesondere in offenen komplexen Systemen erwächst Stabilität aus Fluktuation, aus intensiven Austauschprozessen von Energie, Materie und Information.
Diese Austauschprozesse generieren einen dynamischen Gleichgewichtszustand, der von außen betrachtet wie ein stabiles System wirkt. Unternehmen sind solche offenen, komplexen Systeme. Sie wirken von außen stabil und ihre Bürogebäude und Organigramme vermitteln den Eindruck von Solidität.
Schaut man genauer hin, besteht ein Unternehmen aus einer unendlichen Anzahl von Import- und Exportprozessen von Informationen, Materie und Energie.
Christiane Schneider
Partnerin
Mit Charisma und ihrer Kompetenz gestaltet Christiane Schneider Handlungsräume für Innovation und Transformation.
KONTAKTDiese von Menschen und Maschinen vollzogenen Prozesse sind die Wertschöpfung des Unternehmens. Hier werden (Veredelungs-)Leistungen erbracht, ausgetauscht und Wert geschaffen. Unternehmen, die das verstanden haben, achten auf eine bewusste Pflege dieser intensiven Austauschprozesse. Sie werden kontinuierlich gestaltet und befeuert, denn sie sorgen für die Entwicklung, die das Unternehmen im Geschäft hält.
STABILITÄT IST DAS GEGENTEIL VON STARRHEIT
Erstarrt der Austausch von Informationen und Energie, ist Schluss mit der Entwicklung. Erneuerung, Innovation und Erfolg bleiben aus. Martialischer Vergleich: Sobald die Zellen unseres Körpers aufhören sich untereinander austauschen, lässt die Totenstarre nicht mehr lange auf sich warten.
Aktuell erleben sich viele Unternehmen und ihre Mitarbeiter als zu starr in ihren Vorgehensweisen, zu statisch in ihrem Denken. Das liegt in der Regel daran, dass diese Unternehmen in der Vergangenheit stark damit beschäftigt waren, auf die Stabilität („stabiles Wachstum“) ihres Unternehmens zu schauen.
Und zwar so intensiv, dass sämtliche stabilisierende intensive Austauschprozesse sträflich vernachlässigt wurden. So haben diese Unternehmen mehr Zeit mit der internen Prozessoptimierung verbracht, anstatt einen regen Austausch mit ihren angrenzenden Systemen zu pflegen. Diese angrenzenden Systeme umfassen u.a. Kunden, Lieferanten, Aktionäre, Regierungen/Verwaltungen, Meinungsführer, Verbände.
DIGITALE MÖGLICHKEITEN SORGEN FÜR NOCH MEHR FLUKTUATION
Aus meiner Sicht als Organisationsentwicklerin ist der Ruf nach mehr Dynamik und Agilität in den Unternehmen eine Art Rückbesinnung auf das, was Stabilität wirklich ausmacht. Es sind nicht die starren Strukturen, wie Hierarchie und Matrix sie suggerieren mögen. Es sind vielmehr die unendlichen Austauschprozesse (Fluktuation) im Unternehmen und des Unternehmens mit den angrenzenden Systemen, dem Markt.
Der Wunsch nach mehr Zusammenarbeit und Co-Kreation zwischen den Unternehmensbereichen (den „Silos“) sowie mit Kunden und Lieferanten ist im Grunde genommen eine Suche: die Suche nach einem neuen, dynamischen Gleichgewicht der nächst höheren Ordnung mit (noch) mehr Fluktuation.
Machen Sie sich auf den Weg und achten Sie bewusst auf die vielen Austauschprozesse, die ihr (Berufs-)Leben stabil wirken lassen. Überlegen Sie z.B., wie Sie die Möglichkeiten der digitalen Welt dafür nutzen können, Ihre Prozesse „upzugraden“ und Entwicklung ganz „natürlich“ hervorzubringen. Lassen Sie aus diesem Prinzip Praktiken für sich erwachsen, die Ihnen erlauben, mit dem selbstorganisierten Fluss der Dinge zu gehen und von ihm zu profitieren.
Als Organisationsentwickler haben wir persönlich die größte Freude daran, Menschen und ihre Unternehmungen wieder „in Schwung“ sowie Ideen und Dinge ins Fließen zu bringen.