PODCAST: 3X2 LEADERSHIP FRAMEWORK #1 AUFTAKT

CidPodcast zum Nachlesen: Reihe Concepts, #Folge 17

Im Auftakt der Podcast-Reihe zum "3x2 Leadership Framework" diskutieren Sonja Merkel und Marc Solga über dieses integrative Führungsmodell. In einer 15-minütigen Episode erläutern sie, was Führung bedeutet, beleuchten verschiedene Aspekte von Leistung und die dazugehörigen Führungsansätze. Ein besonderer Fokus liegt auf der Gestaltung von Beziehungen. Sie heben hervor, dass sich das Konzept flexibel und situativ nutzen lässt, es ist für unterschiedliche Führungswelten (stabile vs. hochdynamische) gemacht.

Diese Folge bietet wertvolle Einblicke in moderne Führungskonzepte und ist ein Muss für alle, die sich mit effektiver Mitarbeitendenführung auseinandersetzen. 

Sonja Merkel: Herzlich willkommen zu einer neuen Podcastfolge von cidpartners zum Thema »3x2« Leadership Framework, heute mit Sonja Merkel und Marc Solga. Ich bin Beraterin und Geschäftsführerin von „cidpartners“ und, lieber Marc, ich freue mich sehr, dass du heute mein Gesprächspartner bist. Vielleicht magst Du Dich auch kurz vorstellen?

Marc Solga: Ja, hallo! Ich bin Marc, Gesellschafter und Managing Partner bei „cidpartners“. 

Sonja Merkel: »3x2« ist doch ein sehr umfassendes, ganzheitliches Modell, das wir uns heute vorgenommen haben. Und wir werden sicherlich nicht nur die heutige Folge dazu nutzen, es einmal näher vorzustellen, sondern auch im weiteren Folgen noch tiefer eintauchen. Aber heute mal sein erster Start, um ein Gefühl zu bekommen: Was steckt eigentlich dahinter? Als erstes können wir ja sagen, es ist ein interpersonelles Führungsmodell. Warum eigentlich? 

FÜHRUNS IST, DIE LEISTUNG VON MITARBEITENDEN UND TEAMS IM SINNE DER ORGANISATIONSZIELE ZU FÖRDERN

Marc Solga: Das Modell fasst eine große Welt von Führungspraktiken zusammen. Aber das Thema ist interpersonelle Führung, d. H.: Führung von Mitarbeitenden und Teams. Das Thema ist nicht Führung am Schreibtisch, Planung machen, Entscheidungen treffen, Strategie entwickeln. Auch das ist Führung und gehört eher zur Unternehmensführung oder Bereichsleitung. Bei »3x2« geht es um die Führung von Mitarbeitenden und Teams im direkten Kontakt. Zugleich bleibt das Modell ein sehr ehrgeiziges. Der Anspruch ist, dass die Welt der interpersonellen Führung ganzheitlich und integrativ zusammengefasst wird.  Im Übrigen: »3x2=6«; so entstehen sechs unterschiedlichen Führungspraktiken.

Sonja Merkel: Viele unserer Führungskräftetrainings beginnen wir mit der Frage: "Was versteht ihr unter Performance?" Und ich weiß nicht, ob Du gerade vor Augen hast, wie die Teilnehmende um uns herumsitzen und erst einmal sehr verblüfft auf uns schauen, warum wir diese Frage stellen. Magst Du vielleicht mal erklären, warum wir das tun? Was wir uns dabei denken?

DREI BEREICHE VON LEISTUNG ALS FUNDAMENT VON »3X2« LEADERSHIP FRAMEWORK

Marc Solga: Genau. Also, die sind sehr verblüfft, in aller Regel, weil sie nicht erwarten, dass in diesem Training erst mal nicht über Führung, sondern über Leistung gesprochen wird. Dabei ist die Erklärung ganz einfach. Unsere ganz praktische Definition von Führung ist: Führung bedeutet Leistung fördern. 

Führung bedeutet Leistung fördern

Und dann wollen wir im nächsten Schritt die Teilnehmenden in eine Reflexion bringen: "Was ist denn für mich Leistung?". Also diese Landschaft davon, was erwarte ich von Mitarbeitenden zu tun oder zu liefern. Wie sortiert sich die? Das ist der Ausgangspunkt des Modells. Das Modell will von Anfang an auf die Zwecke von Führung schauen. Wenn wir sagen Führung ist Leistung fördern, dann haben wir den Zweck definiert. Das Spannende ist, dass wir jetzt sagen können, dass wir die Leistung erleben lassen. 

Es gibt drei unterschiedliche Bereiche von Leistung, die sehr unterschiedlich sind und unterschiedliche Treiber haben. Ich muss Führung anders gestalten, je nachdem, was ich fördern will. Welche Bereiche sind es?

 

  • Also da gibt es den ersten klassischen Bereich, den wir manchmal "Schaffen" und manchmal "Liefern" Technisch gesprochen ist das die aufgabenbezogene Leistung: Ziele erreichen und da, wo es nötig ist, diszipliniert und zuverlässig Pläne umsetzen. Im »3x2« heißt der Bereich »Steuern«

 

  • Zweiter Bereich ist einer, der ganz anders funktioniert und viele Führungskräfte unterschätzen, wie wichtig der ist. Das freiwillige Arbeitsengagement, das »Binden«. Es ist das, was Menschen freiwillig tun, das jenseits der offiziellen oder formalen Rolle stattfindet, zumindest aus Sicht dieser Mitarbeitenden: Anderen helfen, Rücksicht nehmen, andere unterstützen, früher kommen, später gehen, Verbesserungsvorschläge machen. Wenn du morgens um 7:30 die erste Person bist, die feststellt, der Drucker streikt. wir nennen es "pro aktives Handeln". Lauter Dinge, die Mitarbeitende freiwillig machen und deren Grundlage emotionale Bindung ist. Das kann man nicht verordnen, das kann man nicht anordnen. Dazu muss man ermutigen und deswegen muss einfach eine andere Form von Führung her.

 

  • Zum dritten Bereich gehören die Dinge, die mit Lernen zu tun haben und mit der Fähigkeit, agil zu handeln, also schnell und flexibel auf neuartige, manchmal disruptive Herausforderungen zu reagieren. In der Arbeits- und Organisationspsychologie wird es gelegentlich „adaptive Leistung“ genannt. Im »3x2« heißt es »Entwickeln«. 

Es gibt drei Bereiche von Leistung und deswegen drei unterschiedliche Ansätze von Führung.

GEBEN UND NEHMEN IM »3X2« LEADERSHIP FRAMEWORK

Sonja Merkel: Da haben wir also das Fundament von »3x2«, wenn ich das richtig sehe. Magst Du uns vielleicht noch mal verraten, was denn da hinter der zwei steckt? 

Marc Solga: Die zwei im »3x2« ist der Versuch, eine Perspektive in das Thema Führung hineinzubringen, die in der Praxis weniger im Fokus, aber ganz, ganz wichtig ist. Die Tatsache nämlich, dass Führung machen bedeutet, eine Beziehung zu gestalten.

Führung machen bedeutet, eine Beziehung zu gestalten

In der Sozialpsychologie beschreiben wir Beziehungen gerne als Austauschbeziehung. Es ist ein Geben und Nehmen von Arbeitsleistung und Belohnung. Dieses Geben und Nehmen funktioniert umso besser, wenn beide Seiten erleben und wissen dürfen, dass der jeweils andere die eigenen Anliegen und Erwartungen nicht nur respektiert und achtet, sondern auch versucht, diese in sein Handeln zu integrieren.

Die Theorie dahinter ist, die "Leader-Member Exchange Theory“: Wir ordnen Führungspraktiken danach, ob sie eher auf die Interessen der Organisation oder die Interessen der Mitarbeitenden einzahlen. 

Beispielsweise zahlt auf die Interessen der Organisation ein, wenn ich klare Ziele definiere. Um auf die Interessen der Mitarbeitenden einzuzahlen, biete ich Unterstützung an, liefere notwendige Ressourcen und räume Hindernisse aus dem Weg, die mir die Zielerreichung erschweren »Steuern«

Mit Blick auf das »Binden« ist es mir als Organisation wichtig, dass Menschen werteorientiert handeln. Deswegen muss ich vorleben, was mir wichtig ist. Es wird jedoch leichter, je mehr die Mitarbeitenden zugleich erleben dürfen, dass sie als wertgeschätzte Mitarbeitende in einem wertgeschätzten Team agieren. Dann geht es um Motivieren. Es geht um positive Aufmerksamkeit. Es geht um Respekt, Wertschätzung, Inspiration, Sinnhaftigkeit, Erleben, ein "Danke" zu hören etc.

 

 

Sonja Merkel: Das ist ja doch spannend und immer wieder faszinierend, wie ganzheitlich dieses Modell ansetzt und dass auch der Aspekt von Balance ein ganz wesentlicher ist, um Wirksamkeit zu erzielen. Du bist jetzt eben auf das „Bindende“ eingegangen. Wir haben ja auch noch weitere Bereiche. Könntest du da nochmal was zu sagen. 

Marc Solga: Wir haben den Bereich »Entwickeln« noch nicht genannt. Hier ist aus der Perspektive der Organisation in Organisationswelten, die komplex und dynamisch sind, wichtig, dass Teams und Mitarbeitende adaptive handeln. Das heißt sie passen sich an das, was gerade passiert. Um das zu fördern, muss ich ein Klima, einen Raum schaffen, in dem kritisches Denken, innovatives Denken und exploratives Problemlösen möglich sind. Wir müssen intelligente Fehler machen.

Wir müssen intelligente Fehler machen

Also das, was wir tun müssen, wenn uns ein Algorithmus fehlt. Schlicht und einfach eine Lösungsmatrix. Da müssen wir was machen, beobachten, was passiert, wieder was machen. Wir müssen Experimente machen, reflektieren was ist hinten rausgekommen? Wir müssen intelligente Fehler machen um ans Ziel zu kommen. Und das ist, was die Organisation braucht. Ich nenne diese Führung Praxis »Innovieren«. 

Was so eine Welt auch benötigt. Und dann sind wir eher jetzt im Mitarbeitenden Fokus, ist »Befähigen«. Wir müssen Mitarbeitenden beibringen, wie müssen sie in so einer Welt agieren. Dann sind wir beim Thema Stärken erkennen, Coaching anbieten, jemanden wachsen lassen in Entwicklungsaufgaben.

Auf der Ebene von Teams sind wir bei einem ganz gehörig wichtigen Stück an Teamentwicklung, das da stattfinden muss.

»3x2« ALS SITUATIVER FÜHRUNGSANSATZ

Sonja Merkel:  Ich persönlich bin ein großer Fan vom Situativen Führungsansatz. Ich merke auch immer wieder, dass viele unserer Kund:innen diesen auch leben. Wenn ich gefragt werde: Wie verhält sich »3x2« zu diesem Ansatz? Welche prägnante Antwort würdest du mir geben? 

Marc Solga:  Viele haben den Eindruck »3x2«, das sieht statisch aus.

Wir schauen einfach mal auf die situativen Anforderungsbedingungen vor Ort. Die beschreiben wir heute sehr gerne auf einem Kontinuum zwischen: “Einfach und stabil” versus “dynamisch und komplex”. Ganz hinten, dynamisch und komplex gleich “VUCA”. Die Idee ist zu sagen, wir haben in unserem Verantwortungsbereich als Führungskraft unterschiedliche Führungswelten, die sich auf diesem Kontinuum beschreiben lassen. Diese Führungswelten brauchen von Dir unterschiedliche Führungsansätze oder Stile. Also Führungsstil ist eine Kombination der Führungspraktiken, die den Mitarbeitenden in deinem Verantwortungsbereich hilft, die Anforderungen zwischen “stabil und komplex”, “zwischen einfach und dynamisch” gut bewältigen zu können. Die Lage auf diesem Kontinuum entscheidet darüber, wie du die einzelnen Führungspraktiken miteinander kombinieren musst. Das macht das Modell zu einem situativen Modell. 

Sonja Merkel: Das macht es auch spannend und wirksam, dass ich nicht einfach ein Standardrezept anwende, sondern einen Werkzeugkoffer habe, aus dem ich sehr flexibel greifen kann. Dann aber auch sehr wirksam, je nachdem, was es gerade braucht, auch loslegen kann. 

Marc Solga: Der Grund, warum wir in diese situative Richtung sehr konsequent weitergedacht haben, ist die Tatsache, dass wir eben häufig in Trainings, Mitarbeitende, Teilnehmende begeistern wollten für etwas Agiles und die dann sehr skeptisch Naserümpfen uns irgendwann sagten Was hat denn das in einer Welt zu tun? 

Wir haben begriffen, dass Führungswelten unterschiedlich sind und dass es gut ist, alle über dasselbe Leitmodell zu bedienen. Gleichzeitig ihnen aber deutlich zu machen, wir verstehen, dass Deine Welt von Führung eine ganz spezielle ist, die sich unterscheidet von anderen Welten. Das Besondere an »3x2« ist, dass es ist für alle Führungswelten gemacht ist, aber es funktioniert situativ,

Das Besondere an »3x2« ist, dass es ist für alle Führungswelten gemacht ist, aber es funktioniert situativ

das heißt, man kann das für seine Welt anpassen. Leitfrage: "Wie stabil und wie einfach ist die Welt versus wie für dynamisch und komplex?" 

Sonja Merkel: Für all die Menschen, die uns jetzt gerade zuhören und die neugierig geworden sind, die gleichzeitig aber jetzt wirklich diese Komplexität nicht auf den ersten Blick, erfassen konnten. Welche Möglichkeit haben wir denn, uns einzulesen in die Thematik? 

Marc Solga: Es gibt eine ganze Reihe an Artikeln, die wir geschrieben haben, die sie sich auf der Webseite herunterladen können. Dort gibt es Einführungstexte und auch etwas anspruchsvollere wissenschaftliche Texte. Wir haben aus unterschiedlichen Perspektiven, das »3x2« System bisher beleuchtet. Dort werden sicherlich noch 2,3,4 Artikel dazukommen, weil das Modell sehr facettenreich ist. 

Sonja Merkel: Du sagst es gerade, facettenreich und wir haben auch zu Beginn unseres Podcast bereits erwähnt, dass dies nicht die letzte Folge zu dem Thema sein wird. Hast Du für uns bereits eine kleine Vorschau, auf welche Themen wir zukünftig noch blicken werden? 

Marc Solga: Ich hätte Lust, die einzelnen Stränge des Models, »Steuern«, »Binden« und »Entwickeln«, noch umfangreicher zu erläutern. Die zwei Führungspraktiken, was leisten sie, wie spielen sie zusammen und wie setzen sie sich zusammen?  Außerdem gibt es die Idee: »3x2« nutzen, um auch laterale Führung zu erklären bzw. den Unterschied zwischen hierarchischer und lateraler Führung deutlich zu machen. 

Ebenfalls gibt es eine Idee: »3x2« auf agile Führungswelten anzuwenden und als agiles Modell zu erklären. Dabei spielen die zwei Perspektiven Empowerment und Alignment eine Rolle. Dann sind wir wieder bei »3x2« und ergänzen das aktuelle mit diesen neuen Perspektiven.

Sonja Merkel: Lieber Marc, ich danke Dir ganz herzlich, dass wir heute uns gemeinsam auf die Reise gemacht haben, »3x2« zu erkunden. Es war sicherlich eine erste Etappe und wie wir gemerkt haben, wir haben noch einige Etappenziele vor uns. Das Thema ist so vielschichtig, vielseitig, spannend und hat wirklich viel Potenzial. Ich freue mich sehr, dass Du Dir heute die Zeit genommen hast und dass wir gemeinsam mal über »3x2« reden konnten. Und ich freue mich unheimlich, dass wir auch noch einige interessante Gespräche vor uns haben. Vielen Dank, Marc. 

Marc Solga: Ich danke Dir, es hat mir Spaß gemacht und ich freue mich auf das nächste Mal.

Shownotes

In dieser Folge von cidPodcast sprechen Sonja Merkel und Marc Solga über das »3x2« Leadership Framework.

Das „»3x2« Leadership Framework“ ist ein von cidpartners selbst entwickeltes Führungsmodell, auf der Grundlage sozialpsychologischer Theorien. Es lässt sich situativ auf jeden Führungsstil anpassen und kombiniert sozialpsychologische Aspekte mit fundamentalen Bereichen der Mitarbeitendenführung.

Möchtest Du mehr über das THEMA „»3x2« Leadership Framework erfahren? Dann schaue Dir folgenden Artikel auf unserer Website an:  Leadership – Eine Integrative Perspektive

Weitere Infos

Das Whitepaper von Marc Solga beschreibt detailliert das Modell: »3x2« Leadership Framework. Kleines Einmaleins für interpersonelle Führung

Nutze »3x2«, um Deine Führungspraxis zu reflektieren: “»3x2« Leadership Self-Assessment. Die eigenen Stärken und Entwicklungsfelder reflektieren”

“3x2«” im Gepäck” - ein Interview mit Marc Solga

Ein Artikel: "Das Align - Empower"-Modell agiler Führung”

 

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